Potenziale gezielter Zuwanderung nutzen und Integration durch Teilhabe fördern

Menschen anderer Nationen und Länder, die längerfristig nach Deutschland kommen sind entweder Flüchtlinge oder Zuwanderer.

Flüchtlinge fliehen aus ihrem Land wegen Krieg, Verfolgung, Menschenrechtsmissachtung oder den Folgen wirtschaftlicher Not. Sie müssen ihre Heimat verlassen, um ihr Leben zu schützen. Ob sie dabei auf europäischer Seite Italien, Österreich, Schweden, Frankreich oder Deutschland erreichen, ist wohl zweitrangig. Dem Königsteiner Schlüssel, der die Verteilung von Geflüchteten (richtet sich nach Steueraufkommen und Bevölkerungszahl) auf die einzelnen Bundesländer regelt, sieht sich Sachsen-Anhalt hier verpflichtet. Ändern sich die Umstände in dem Land aus dem Menschen geflohen sind und wird es wieder als sicheres Herkunftsland eingestuft, sollten Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehren. Es sei denn, aus Flüchtlingen sind Zuwanderer geworden. Menschen, die gezielt in Deutschland bessere Optionen für ihr Leben – für ihre Ausbildung, Berufschancen und/oder Familiengründung – sehen, wollen sich pro-aktiv hier einleben und dauerhaft ihre Möglichkeiten nutzen. Diese gezielte Zuwanderung müssen wir für unsere Region nutzen. Denn das hat nichts damit zu tun, dass Menschen „nur“ von unserem Sozialsystem profitieren wollen. Zuwanderer, die sich dauerhaft in Deutschland/Sachsen-Anhalt/Dessau-Roßlau niederlassen, sind ein wirklicher Gewinn, denn sie wollen selbst ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und im gesellschaftlichen Leben einbringen.

Unsere Region benötigt dringend mehr Menschen für den Arbeitsmarkt – nicht nur in der Pflege, sondern wirklich in allen Bereichen. Deshalb müssen wir eine offene Stadt sein für Menschen, die sich hier ansiedeln wollen – sei es aus anderen Regionen, Bundesländern oder Ländern.

  • Die Auswirkungen des andauernden, ausgeprägten demographischen Wandels sind deutlich spürbar. Das Land und unsere Stadt benötigen geregelte und gezielte Zuwanderung, um den bestehenden und wachsenden Fach- und Arbeitskräftebedarf zu decken und damit die Innovations- und Wirtschaftskraft der Region zu erhalten und auszubauen.
  • Die unterstützenden Integrationsmaßnahmen in den Bereichen Bildung, Ausbildung sowie Wohnungs- und Arbeitsmarkt von Zugewanderten müssen gesichert und ausgebaut werden. Die Motivation zur nachweislichen Integration ist durch Angebote im Spracherwerb bereits in KITA und Schule sowie in der Berufsorientierung, -einstieg und -qualifizierung zu stärken.
  • Für qualifizierte Fachkräfte und andere Arbeitskräfte ist eine flexible Willkommensstrategie zu entwickeln, die es den Zugewanderten sowie den Unternehmen ermöglicht, zeitnah stabile Arbeitsverhältnisse zu realisieren.
  • Die gezielte Gewinnung und Unterstützung von Auszubildenden aus dem EU-Ausland und aus Drittstaaten muss flankierend zielgerichtet fortgesetzt werden. Damit die Arbeitsmarktintegration nachhaltig gelingt, ist eine befristete, individuelle Begleitung der Auszubildenden sowie der Unternehmen bis zur Übernahme ins Arbeitsverhältnis sicherzustellen.
  • Entscheidend ist, dass auf Bundesebene eine vereinfachte und zeitnahe Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen gesetzlich verabschiedet wird. Die Angebote zur Berufsorientierung, Qualifizierung, berufsvorbereitenden und -begleitenden Sprachförderung sowie weiterer Unterstützungsangebote sollen passgenauer aufeinander abstimmt werden.
  • Zugewanderte Menschen müssen ganz zeitnah praxisrelevante Informationen über Rechte, Regeln und Grundwerte, über Institutionen, über das Bildungssystem und das Alltagsleben sowie über Traditionen und Vielfalt an Lebensstilen in Deutschland erhalten. Das soll Zugewanderten und deren Familien Orientierung bei der Integration geben und die vielfältigen, sozialen und kulturellen Möglichkeiten aufzeigen. 
  • Die interkulturelle Sensibilisierung und Öffnung von Behörden, Ämtern und Diensten in Zusammenarbeit mit den Kommunen ist deutlich voranzubringen und Zugangsbarrieren für qualifizierte Zugewanderte umgehend abzubauen.
  • Integration wird nur gelingen, wenn Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht wird. Die wichtige Integrationsarbeit in Sportvereinen, Wohlfahrtsverbänden und Kultureinrichtungen muss deshalb weiterhin unterstützt werden.
  • Das Zusammenleben funktioniert nur mit gegenseitiger Achtung, sowie auf Grundlage unseres Rechtssystems und entsprechend der im Grundgesetz verankerten Werte unserer Demokratie. Diskriminierung hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Eine selbstverständliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und dem Arbeitsmarkt betrachten wir als Zeichen für gelungene Integration. Das Ziel ist, dass diejenigen, die die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen, auch zeitnah einbürgert werden können.